Monatsgespäch Klaus Wellershoff & Patrick Müller
Erhalten Sie die aktuellen Einschätzungen von Klaus Wellershoff im Gespräch mit Patrick Müller.
Das Video ist vom 03. April 2025
Die Unsicherheiten rund um die zukünftige Handelspolitik der USA haben im letzten Monat an den Finanzmärkten für niedrigere Aktienkurse und eine Bewegung hin zu Werten wie Gold und US-Anleihen gesorgt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird. Dies führt zu einer Stimmungseintrübung, aber es gibt keinen akuten Handlungsbedarf, abgesehen von möglichen Chancen für Anlageschritte.
Wirtschaftswachstum: Unsichere Handelspolitik drückt auf die Stimmung
Nachdem sich das Weltwirtschaftswachstum dank der USA und ausgewählter Schwellenländer wie Indien bis zum Ende des vergangenen Jahres noch auf einem soliden Niveau hielt, haben sich die Sorgenfalten seit Jahresbeginn deutlich vergrössert. Dies hängt zum einen mit der US-Wirtschaft zusammen, in der vor dem Hintergrund der aggressiven Handelspolitik von US-Präsident Trump eine deutliche Verunsicherung zu spüren ist. So hat sich die Stimmung der amerikanischen Haushalte deutlich eingetrübt und ihre Konsumtätigkeit ist seit Jahresbeginn hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Gleichzeitig enttäuschten auch die Konjunkturdaten aus Europa und China. In Europa sind die erhofften positiven Stimmungseffekte im Zusammenhang mit den massiven fiskalpolitischen Stimulierungsmassnahmen in Deutschland und der gesamten Europäischen Union bislang ausgeblieben.
Inflation: US-Inflationserwartungen steigen an
Die Inflationsraten entwickeln sich weltweit unterschiedlich. Besonders besorgniserregend ist die Entwicklung in den USA und Grossbritannien, wo die Inflationsraten weiterhin deutlich von den Zielwerten der Notenbanken entfernt sind, sowie in Japan, wo die Dynamik zuletzt sogar noch zugenommen hat. In den USA kommt erschwerend hinzu, dass die Inflationserwartungen in der Bevölkerung angesichts des von Präsident Trump angezettelten Handelskriegs massiv gestiegen sind. So gehen die US-Haushalte derzeit von einer Inflationsrate von 5 Prozent in einem Jahr aus.
Etwas optimistischer ist die Entwicklung in der Eurozone, wo die Kernrate im März erneut gesunken ist und nun bei 2,4 Prozent liegt. Noch etwas tiefer liegt die Kerninflation in der Schweiz mit aktuell 0,9 Prozent. Hierzulande muss sogar befürchtet werden, dass sich die Inflationsrate bald wieder unangenehm der Null-Prozent-Marke nähert.
Geldpolitik: Die SNB kommt in die Zwickmühle
Während die US-Notenbank (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Bilanzen weiterhin schrittweise reduzieren, geht die Schweizerische Nationalbank (SNB) derzeit den umgekehrten Weg.
Dies spiegelt die schwierige Situation der SNB wider: Durch den massiven Bilanzausbau der letzten Jahre, der vor allem auf eine Abschwächung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro und dem US-Dollar abzielte, verfügt die SNB mittlerweile über beträchtliche Fremdwährungsbestände. Schwächt sich eine dieser Währungen - wie zuletzt der US-Dollar - deutlich ab, entstehen der SNB erhebliche Bilanzverluste, die ihr Eigenkapital belasten. Zwar kann eine Zentralbank wie die SNB auch mit reduziertem oder gar negativem Eigenkapital operieren, doch erhöht sich dadurch der Druck, eine weitere Aufwertung des Frankens möglichst zu verhindern. Vor diesem Hintergrund hat die SNB zuletzt nicht nur ihren Bilanzabbau gestoppt, sondern auch die Leitzinsen deutlich gesenkt, obwohl sich die Schweizer Konjunktur zuletzt stabilisiert hat.