Monatsgespäch Klaus Wellershoff & Patrick Müller
Erhalten Sie die aktuellen Einschätzungen von Klaus Wellershoff im Gespräch mit Patrick Müller.
Das Video ist vom 12. Mai 2025
Der erste Schock ist vorbei. So weisen die meisten Portfolios für April wieder positive Renditen aus. Viele Unsicherheiten zur zukünftigen Handelspolitik der USA bleiben jedoch weiter bestehen und die realen Wirtschaftsaussichten trüben sich vermehrt ein. Aufgrund der angespannten Wirtschaftslage haben wir daher für Sie eine zusätzliche Liquiditätsprüfung durchgeführt. Denn jeder Sturm lässt sich meistern, solange die Liquiditätsplanung jederzeit sichergestellt ist.
Wirtschaftswachstum: Ein eingetrübtes Bild, aber noch stabiles Wachstum
Die globale Konjunktur zeigt sich weiterhin fragil. Zwar konnte China zuletzt mit überraschend starken Quartalszahlen aufwarten, doch ist diese Entwicklung vor allem auf vorgezogene Exporte in die USA zurückzuführen, die aufgrund der Zölle temporären Charakter haben dürften.
In Europa bleibt die wirtschaftliche Dynamik schwach, ohne erkennbare Impulse für eine baldige Erholung und auch in den USA trübt sich das Bild ein. Die Konsumentenstimmung ist zuletzt deutlich eingebrochen, was auf einen schwächeren Privatkonsum hindeutet, der für das US-Wachstum bisher die Hauptstütze war. Des Weiteren ist zu beachten, dass noch keine Stimmungsdaten seit der Einführung von Trumps Zöllen verfügbar sind.
Trotz dieser Anzeichen einer globalen Abkühlung lässt sich auf Basis der derzeit verfügbaren Daten keine eindeutige Prognose einer Weltrezession treffen. Die weitere Entwicklung bleibt stark von den Reaktionen der Konsumenten und Unternehmen auf die politischen Verwerfungen und Unsicherheiten abhängig.
Inflation: Weltweit sinkende Inflationsraten, Probleme in Japan
In den USA und Grossbritannien ist die Kerninflationsrate zuletzt zwar zurückgegangen, verbleibt jedoch auf einem nach wie vor hohen Niveau. Anders in Japan, wo die ebenfalls signifikant hohe Kerninflation zuletzt weiter auf 2.9 Prozent gestiegen ist. Für die japanische Zentralbank verschärft sich das Dilemma zwischen anhaltend steigender Inflation und schwächelnder Wirtschaft, die durch Trumps Zölle weiter unter Druck gerät.
In der Eurozone nähert sich die Inflation, insbesondere in Deutschland, zunehmend der Zielmarke von 2 Prozent. Der Rückgang ist vor allem auf die schwache wirtschaftliche Entwicklung und den sinkenden Inflationsdruck bei den Löhnen zurückzuführen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in der Folge den Leitzins im April ein weiteres Mal gesenkt.
In der Schweiz blieb die Kerninflationsrate weiterhin bei 0.9 Prozent. Sinkende Inlandspreise wurden durch gestiegene Importpreise ausgeglichen. Angesichts globaler Unsicherheiten und moderater Preisentwicklung hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins Ende März ebenfalls erneut gesenkt.
Geldpolitik: Die SNB weiter in der Zwickmühle
Während die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank (Fed) ihre Bilanzsummen weiter reduzieren, geht die Schweizerische Nationalbank (SNB) weiterhin den umgekehrten Weg. Ein Blick auf den Aussenwert des Frankens legt nahe, dass die SNB ihre Bilanz wieder auszuweiten beginnt, um eine zu starke Aufwertung des Franken gegenüber dem Dollar zu verhindern und so den Exportsektor zu stützen. Diese Strategie ist jedoch nicht ohne Risiko, denn die SNB steht bereits unter politischem Druck aus den USA. Präsident Trump hat der Schweiz in der Vergangenheit Währungsmanipulation durch Devisenkäufe vorgeworfen. Diese Haltung könnte sich angesichts der erneuten Interventionen verschärfen, mit der Gefahr neuer Sanktionen gegen die Schweiz.