Soll man den US-Dollar absichern?
Die Frage wird aktuell in vielen Anlagekomitees heiss diskutiert. Wir haben im aktuellen Topic Deep Dive die Fakten zusammengefasst. Der Entscheid ist viel einfacher als gedacht.
In den vergangenen Wochen haben mehrere internationale Aktienindizes neue Allzeithochs erreicht. Die wirtschaftlichen Verwerfungen durch Donald Trumps handelspolitische Eingriffe wurden an den Börsen überraschend schnell verdaut. Dennoch mussten Schweizer Anleger mit US-Aktien in diesem Jahr Verluste hinnehmen – nicht wegen fallender Aktienmärkte, sondern aufgrund der deutlichen Schwäche des US-Dollars. Im historischen Vergleich hat die amerikanische Währung eine markante Korrektur durchlaufen.
Viele Investoren erinnern sich noch gut an den Januar 2015, als die Schweizerische Nationalbank die Untergrenze des Frankens gegenüber dem Euro aufhob. Die plötzliche Aufwertung des Frankens führte bei Fremdwährungsanlagen schlagartig zu Buchverlusten von über 10 %. Dieses Ereignis hat das Bewusstsein für Währungsrisiken nachhaltig geprägt.
Bei Obligationen: grundsätzlich ja
Seither gilt die Absicherung von Fremdwährungsobligationen als Standard. Der Grund liegt auf der Hand: Obligationen sollen im Portfolio Stabilität bieten und Kursrückgänge an den Aktienmärkten abfedern. Da die Schwankungen von Obligationen deutlich geringer sind als jene von Währungen, kann ein ungesichertes Währungsrisiko ihre Funktion als Stabilitätsanker untergraben. Aus Risikooptik ist die Währungsabsicherung daher zwingend, um den defensiven Charakter dieser Anlagen zu bewahren.
Bei Aktien: grundsätzlich nein
Auf der Aktienseite ist das Bild differenzierter. Zwar gewinnt die Währungsabsicherung auch bei institutionellen Investoren zunehmend an Bedeutung, doch ein allgemeiner Konsens besteht noch nicht. Viele Anleger argumentieren, dass Wechselkursverluste langfristig durch Kursgewinne der Aktien ausgeglichen werden und die zusätzliche Risikoreduktion begrenzt bleibt. Zudem werfen die Absicherungskosten die Frage auf, ob der Aufwand den potenziellen Nutzen rechtfertigt.
Die Frage der Währungsabsicherung bei Aktien ist daher komplexer und aus Sicht der Portfoliotheorie nicht zu beantworten. Wie immer, wenn die Theorie keine klaren Handlungsanweisungen liefert, ist man auf empirische Daten angewiesen. Daher versuchen wir in der Folge die Frage zu beantworten, ob es historisch besser war, den USD aus Sicht eines CHF Investors abzusichern, oder ob eine Anlage in ausländische Aktien ohne Währungsabsicherung nicht höhere Renditen abgeworfen hat. Wir schauen uns zuerst die Entwicklung des USD gegen einen Korb von Währungen an, damit die jüngste Abwertung in einem historischen Kontext betrachtet wird. Danach ein Blick auf die Kosten der Absicherung von Währungsrisiken. Und zuletzt eine empirische Analyse von globalen Aktieninvestments aus Sicht eines CHF Investors. Wir vergleichen die Renditen in globale Aktienmärkte mit und ohne Währungsabsicherung.
USD – massive Abwertung im 2025
In Grafik 1 unten sieht man die langfristige Entwicklung des USD-Wechselkurses gegenüber einem Währungskorb auf EUR, Yen, Can$, £, CHF und der SEK seit dem Jahr 2006. Es gab eine Phase der USD-Abwertung bis 2012, gefolgt von einer Erholung bis ins Jahr 2022. Seither hat sich der USD wieder abgewertet, v.a. im Jahr 2025 nach dem Liberation Day. Die Performance des USD war im Jahr 2025 so schlecht wie zuletzt 1973. Gegenüber dem CHF hat sich der USD hingegen kontinuierlich abgewertet. Richtigerweise müssen wir bei der Betrachtung dieser Grafik eigentlich von einer CHF Stärke sprechen und nicht von einer USD Schwäche.
Abbildung 1: Wechselskurs der USD gegen Währungskorb, Quelle: Reuters
Absicherungskosten sind zu hoch
Die Kosten, um den USD gegen CHF oder gegen den EUR abzusichern, liegen momentan bei rund 4% im CHF. Die Kosten ergeben sich aus den Zinsdifferenzen zwischen den USD-Zinsen (sie liegen über 4%) und CHF Zinsen (die bei 0% liegen). Bei einer Währungsabsicherung wird die Fremdwährung auf einen zukünftigen Termin verkauft. Der heute festgelegte Kurs berücksichtigt dabei die (erwartete) Zinsdifferenz, ansonsten wäre ein risikofreier Gewinn möglich. Die aus der Zinsdifferenz resultierenden Abschläge im Vergleich zum aktuellen Kurs sind die Absicherungskosten. Höhere Zinsunterschiede zwischen zwei Währungsräumen führen zu höheren Abschlägen bei den auf Termin festgelegten Kursen. So viel zum Background, jetzt zu den empirischen Ergebnissen.
Um die Frage zu beantworten, ob es sich gelohnt hätte, in den letzten 10 Jahren in globale Aktien auf abgesicherter Basis zu investieren, haben wir folgende Analyse gemacht. Wir messen die Performance von 2 ETF, die ausser der Währungsabsicherung identische Anlagen darstellen:
- «iShares MSCI World Acc. CHF hedged»
- «iShares MSCI World Acc. USD»
Das Ergebnis zeigt, dass die Performance der Investment in USD, umgerechnet in CHF) über längere Zeiträume besser ist. Obwohl der USD über die letzten 10J -19.5% gegenüber dem CHF abgewertet hat, lag die Performance des ETF «iShares MSCI World CHF Hedged» rund -14% unter der Performance des "iShare MSCI World USD". Die Absicherungskosten waren schlicht zu hoch. Auf kürzere Frist kann es sich lohnen, Währungsrisiken abzusichern, aber dazu müsste man in der Lage sein, zu prognostizieren, was in den nächsten 1-3 Jahren passiert mit dem USD-Wechselkurs.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Währungsabsicherungen auf der Aktienseite nicht empfehlenswert sind. Die Empirie zeigt, dass über längere Zeiträume die Absicherungskosten zu hoch ausfallen und den Vorteil der vermiedenen Währungsverluste überkompensieren. Dies lässt sich mit dem einfachen Sprichwort «there is no free lunch in investing» erklären. Da der «normale Privatinvestor» die Währungsabsicherung nicht selbst machen kann, ist er auf den Kauf der richtigen Produkte oder den Service einer Bank angewiesen. Diese Anbieter werden aber Ihre Kosten und Gewinnmarge in den Service/Produkt integrieren. Da die FX-Märkte hoch effizient sind und ergo die Zinsdifferenzen «stimmen», sind die realen Absicherungskosten von Funds / ETF mit Währungsabsicherung im Ausmass der Margen der FX-Händler zu hoch und führen zur schlechteren Performance von systematisch abgesicherten Währungstranchen.