Sieben "lessons learnt" nach dem Verkauf meines Unternehmens

Lorenz Meier hat über sieben Jahre sein Unternehmen erfolgreich aufgebaut und dann verkauft. Er teilt seine Erfahrungen.

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Du hast also jahrelang hart gearbeitet, und plötzlich erscheint eine "Ausstiegsmöglichkeit" am Horizont? Herzlichen Glückwunsch! Du hast etwas Wertvolles aufgebaut. Jemand ist bereit, eine beträchtliche Summe dafür zu bezahlen. Bist du bereit, dein Unternehmen zu verkaufen?

Ich habe Geopraevent gemeinsam mit Partner und Investor Geotest AG im Jahr 2012 gegründet. Geopraevent hat es sich zur Aufgabe gemacht, modernste Technologien für Naturgefahren wie Schneelawinen, Steinschlag, Murgänge oder Fels- und Eisinstabilitäten anzubieten. Wir setzen neuartige Messtechnologien wie interferometrische und Doppler-Radare oder automatische Bildauswertung in operationellen Projekten ein - bisher wurden solche Systeme meist erst in Forschungsprojekten angewendet. Wir versorgen lokale Behörden mit Echtzeitwarnungen oder sperren sogar Straßen mit einer Ampel innerhalb von Sekunden, nachdem ein Radarsystem einen Lawinenabgangweiter oben festgestellt hat. In den ersten acht Jahren sind wir von drei auf 30 Mitarbeiter gewachsen und betrieben Anfang 2020 rund 150 operative Stationen in zwölf Ländern. Finanziell erreichten wir einen Jahresumsatz von über 5 Mio. CHF (davon 20-30 % wiederkehrend) bei sehr guter Rentabilität.

Im Jahr 2018 wurden wir von Hexagon auf eine mögliche Übernahme angesprochen. Ich hatte zuvor nie daran gedacht, Geopraevent zu verkaufen. Es folgten lange Diskussionen und nach fast zwei Jahren dachte ich, dass ein Verkauf eine interessante Gelegenheit für das Unternehmen, unsere Mitarbeiter und uns frühere Eigentümer wäre.

Nicht alles verlief wie erwartet, daher hier meine sieben Lektionen, die ich aus meinem Verkauf gelernt habe:

  1. Weisst du, warum du dein Baby verkaufen willst?
    Wir befanden uns in einer Skalierungsphase. Unsere Dienstleistungen funktionierten in der Schweiz und in einigen weiteren Ländern gut. Wir erwarteten, dass wir innerhalb des Netzwerks eines globalen Unternehmens schneller in neue Märkte vordringen könnten. Wir erwarteten auch Synergien in der Forschung und Entwicklung mit dem Käufer, die zu besseren Produkten führen würden, die wir für unsere Lösungen nutzen könnten. Und um ehrlich zu sein, bin ich persönlich mehr davon fasziniert, etwas Neues zu beginnen, als etwas, das bereits gut funktioniert, in neue Märkte zu bringen. Außerdem hörte es sich sehr spannend an, ein Unternehmen zu verkaufen. Dabei würde ich sicherlich eine Menge lernen können!
  2. Dein Unternehmen ist auch eine Plattform
    Es ist eine Plattform, um Menschen zu treffen - seien es Mitarbeiter, Partner, Zulieferer, Kunden, Studenten, Professoren... Als Gründer und CEO wird man zu Veranstaltungen oder Vorträgen eingeladen und es ist recht einfach, mit interessanten Menschen in Kontakt zu kommen. Überlege dir, wie du dieses Netzwerk nach dem Verkauf aufrechterhalten kannst.
  3. Du wirst einen Chef haben
    Ein Konzernmanager wird für dein Geschäft verantwortlich sein. Bist Du darauf vorbereitet, nachdem du jahrelang viele Entscheidungen selbst und endgültig treffen konntest?
  4. Die Kultur wird sich ändern
    Für deine Mitarbeiter ist es ein Unterschied, für einen großen Konzern zu arbeiten statt für ein kleines, inhabergeführtes Unternehmen. Es wird mehr Regeln geben, und es gibt neu eine Compliance-Abteilung.
  5. Aktienkaufvertrag definieren
    Wenn dein Aktienkaufvertrag (SPA) einen Earnout vorsieht, so stelle sicher, dass er sehr klar definiert, wie die Zusammenarbeit funktionieren wird. Woher kommen die Synergieeffekte? Muss dein Unternehmen für Dienstleistungen oder Verkaufsanstrengungen des Käufers bezahlen? Ist das Verkaufspersonal des Käufers überhaupt in der Lage, deine Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen? Haben sie die richtigen finanziellen Anreize/Incentives, dies auch tatsächlich zu tun
  6. Folgehandlungen definieren
    Für den Fall, dass du mit dem Käufer nach der Übernahme in Bezug auf Synergien und Earnout nicht einverstanden bist, sollte klar festgelegt sein, welche finanziellen Sanktionen eine Verletzung der Regeln aus dem SPA zur Folge hat. Ist dies nicht der Fall, musst du die finanziellen Folgen für dein Earnout nachweisen. Dies kann schwierig sein, beispielsweise wenn ein vielversprechendes Projekt infolge misslungener Zusammenarbeit nicht gewonnen wurde.
  7. Habe einen Plan für die Zeit nach dem Verkauf
    Falls Dich meiner interessiert: familytour.ch
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