Monatsgespräch Patrick Müller & Klaus W. Wellershoff

Erhalten Sie die aktuellen Einschätzungen von Patrick Müller im Gespräch mit Klaus W. Wellershoff zur wirtschaftlichen Grosswetterlage.

Haben wir eben im Oktober die Wachablösung der USA durch China mitverfolgen können? Das wird die Geschichte weisen. Das Treffen der beiden Staatsoberhäupter zeigte jedenfalls ein selbstbewusstes China und ein bisher kaum bekanntes Kleinbeigeben der USA. Die Finanzmärkte jedenfalls sind froh, dass eine Eskalation zwischen den beiden Grossmächten ausblieb. So stiegen die Aktienbewertungen in einem wenig veränderten Wirtschaftsumfeld ausser in der Schweiz weltweit nochmals deutlich an und die Goldrally legt eine Pause ein.


Das Video wurde am 03.11.2025 aufgezeichnet

 

Wirtschaftswachstum: Weiterhin bescheidenes, aber positives Wachstum

Die Wachstumszahlen zum dritten Quartal werden Schritt für Schritt veröffentlicht, bisher mit wenig Überraschungen, aber auch wenig Dynamik. Dazu kommt, dass aufgrund des Shutdowns in den USA das Wachstum der grössten Volkswirtschaft noch nicht publiziert wurde.

Chinas Wirtschaft wuchs im Vergleich zum Vorquartal um bescheidene 1.1 Prozent, wobei Chinas Wachstumszahlen mit Vorsicht zu interpretieren sind. Die hohen Zölle der USA, eine weiterhin schwache Inlandnachfrage und ein kriselnder Immobiliensektor bremsen das Wachstum.

Die Eurozone insgesamt lag mit einem Quartalswachstum von 0.2 Prozent leicht über den Erwartungen. Ein Blick auf die grossen europäischen Volkswirtschaften zeigt, dass die Zahlen in Deutschland und Italien mit je 0.0 Prozent ernüchternd ausfielen. Frankreich hingegen überraschte mit starken 0.5 Prozent übers Quartal, was die Erwartungen deutlich übertraf.

Inflation: Leichte Verbesserungen in USA und UK

Die Inflationsentwicklung zeigte sich zuletzt sehr heterogen. Die meisten Industrienationen haben nach wie vor mit zu hohen Kern- und Gesamtraten zu kämpfen, die länderspezifischen Bewegungen weisen jedoch unterschiedliche Dynamiken auf.

Positiv überrascht haben zuletzt Grossbritannien und die USA. Die Kernrate ist in beiden Ländern unerwartet auf 3.5 Prozent, respektive 3.0 Prozent gesunken. In den USA scheint also der erwartete Inflationsanstieg durch die Importzölle noch auszustehen. Eine negative Überraschung war hingegen in Japan zu beobachten. Nachdem die Teuerungsrate über den Sommer leicht zurückgegangen ist, stieg die Kerninflation zuletzt wieder unerwartet um 0.2 Prozentpunkte auf 2.9 Prozent 
im Jahresvergleich an.

In der Eurozone zeigt sich die Lage zuletzt stabil. Deutschland und die Eurozone insgesamt weisen eine unveränderte Kernrate über dem 2-Prozent Ziel von 2.8 Prozent und 2.4 Prozent auf. Dies beruht besonders auf einer anhaltend hohen Dienstleistungsinflation. In der Schweiz hingegen ist die Dynamik schon seit längerem umgekehrt. Die Gesamtrate ist im Oktober erneut gesunken auf gerade noch 0.1 Prozent, die Kernrate liegt bei 0.5 Prozent.

Geldpolitik: Keine grösseren Veränderungen

Die Bilanzsumme der Schweizerische Nationalbank (SNB) vergrössert sich weiter. Grund dafür dürften Gewinne aus den Anlagen der SNB sein. Das kommt in einem Moment, in dem die SNB ohnehin unter Druck steht, wieder am Devisenmarkt zu intervenieren, um den Schweizer Franken nicht zu stark aufwerten zu lassen und damit die Bilanzvergrösserung weiter anzuheizen. Doch dieses Vorhaben ist riskant, denn insbesondere die USA übten zuletzt Druck auf die Schweiz und die SNB aus, solche Interventionen zu unterlassen.

Auch die US-Notenbank Fed befindet sich in einer Phase des Bilanzabbaus, wenn auch das Tempo im Vergleich zu früheren Phasen moderat ist. Wenig überraschend war auch die Entscheidung der Fed, den Leitzins zu senken. Begründet wurde der Schritt damit, dass trotz zu hoher Inflation der Fokus nun auf dem schwächelnden Arbeitsmarkt liegt.

 

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